Die Geschichte der Stubnitz - Kurzgefasst
Ein einmaliges Kultur.Raumschiff, das die Geschichte der DDR-Hochseefischerei erlebt und sich zu einem gemeinnützigen Ort für alternative Musik- und Performancekultur entwickelt hat. Trotz zahlreicher Herausforderungen bleibt die Stubnitz sowohl ein lebendiges seetüchtiges Industriedenkmal als auch ein Symbol für die Beständigkeit von Grassroots- und Non-Mainstream-Kultur. 2024 liegt das 60. Jubiläum an.
- 1964 erbaut in Stralsund als Kühl- und Transportschiff
- bis 1984 Basisschiff für die Flottillenfischerei der Sassnitzer Hochseefischerei (SAS 501), anschließend bis 1990 Kühl- und Transportschiff der Rostocker Hochsee-Fischfangflotte (ROS 701)
- ab 1992 Umbau zum mobilen, internationalen Kulturschiff, bis 2013 mit wechselnden Standorten und Gastspielen in 22 verschiedenen Städten und 11 Ländern Nordeuropas unterwegs
- 2003+2013 Anerkennung des Denkmalstatus
- 2014 Standortentscheidung Hamburg und Finanzierungsplanung einer Instandhaltung
- 2019–2021 Generalinstandsetzung
- 2023 neuer Liegeplatz in Hamburg
- 2024 Folgeinstandhaltung
Das Kulturschiff: Die Stubnitz, seit ihrer Umwidmung 1992 ein gemeinnütziges mobiles Kultur.Raumschiff, dient als Veranstaltungsstätte für Live-Musik, Clubbing, Performances, Kunstausstellungen, Kongresse, Events und vieles mehr. Das nach wie vor fahrbereite Schiff bereiste bis 2013 norddeutsche sowie europäische Hafenstädte und präsentierte dort innovative Kultur. Die Crew dokumentierte die Veranstaltungen systematisch mit eigener Technik. Mit einem auf mehr als 7.000 Konzertaufnahmen angewachsenen Audio- und Videoarchiv sowie Partnerschaften mit lokalen, internationalen und interkulturellen Initiativen trägt die Stubnitz seit Beginn zur Entwicklung zeitgenössischer Musikkultur bei. Bis heute ist das Kultur.Raumschiff mehrfach ausgezeichnete Spielstätte für Musikkultur, eine interdisziplinäre, partizipative und soziokulturelle Kulturwerkstatt. Mit Kapazitäten für bis zu 700 Personen und verschiedenen Veranstaltungsräumen bietet sie eine einzigartige und wandelbare Atmosphäre für unterschiedlichste Events.
Das Industriedenkmal: Die MS Stubnitz war ein Kühl- und Transportschiff - heute zählt sie zu den ältesten authentischen maritimen Frachtschiffen, die uneingeschränkt für die Berufsschifffahrt zugelassen sind. Mit ihrer schiffshistorischen Bedeutung und original erhaltener technischer Ausstattung ist die Stubnitz ein schwimmendes Museum. Sie ist ein einzigartiges Industriedenkmal, insbesondere durch ihre Geschichte in der DDR-Fischerei aber auch durch ihre Transformation in einen Kulturort. Die Bewahrung des Originalzustands, die umfassende technische Dokumentation und die Fortführung des Schiffsbetriebs tragen zur kulturhistorischen Bedeutung bei, die über die konventionellen Denkmalkriterien hinausgeht. Die Stubnitz spiegelt die industrielle Entwicklung der Fischerei im 20. Jahrhundert wider und vermittelt Einblicke in gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Veränderungen; den Umbruch nach der Wiedervereinigung, den sozialen Wandel, den kulturellen Aufbruch, die Anpassung europäischer Hafenzentren und den Wandel der internationalen Seefahrt.
... und jetzt die ganze Story
Schiffbauindustrie in der ehemaligen DDR (1950–1990): Die DDR beschließt 1950 den Aufbau einer leistungsfähigen Schiffbauindustrie. In Stralsund startet 1962 die Produktion von 80-Meter-Fischereischiffen für den Export. 1964 werden mit ‚Stubnitz’ und ‚Granitz’ zwei Schiffe für die Region gebaut. Jährlich entstehen dort etwa 20 Schiffe dieser Klasse, ab 1972 auch 100-Meter-Schiffe. Die Volkswerft Stralsund galt über lange Zeit als die produktivste Werft für Fischereifahrzeuge in der Industriegeschichte weltweit.
Die Zeit der DDR-Hochseefischerei (1965–1990): Die Stubnitz erfüllt ab 1965 als Kühl- und Transportschiff ihren Bestimmungszweck. Bis 1984 trägt sie als Basisschiff beim Heringsfang zur Rentabilität der Sassnitzer Fangschiffe bei. Von 1984 bis 1990 dient sie der Rostocker Fischfangflotte als Zwischenlager auf hoher See, von Spitzbergen bis Mosambik. Sie übernimmt die vollen Netze von anderen Fangschiffen, verarbeitet täglich bis zu 60 Tonnen Fisch durch Tiefgefrieren und Verpacken und transportiert bis zu 1.017 Tonnen Fisch zum Basishafen. Ab 1984 fahren die beiden Sassnitzer Kühl- und Transportschiffe für die Rostocker Fischfangflotte. Die Flotte besteht aus bis zu 50 Schiffen.
Wendezeit (1990–1991): Ende Juni 1990 wird das Fischkombinat Rostock der 'Holding Deutsche Fischwirtschaft AG' unterstellt und in fünf Gesellschaften umstrukturiert. Da die Arbeitspreise durch die Währungsunion stark ansteigen erhält die Fischfangreederei den Liquidationsauftrag für die Flotte. Die Stubnitz hat zu diesem Zeitpunkt gerade Fischfangplätze vor Mosambik erreicht und muss unverrichteter Dinge Ende 1991 wieder nach Rostock zurückkehren.
Transformation (1992‒1994): Die Stubnitz, relativ preiswert und eines der ältesten Schiffe der Flotte, wird zur Kunstplattform umgewandelt. Das festgelegte Ziel war es, für Kulturprojekte nicht länger Orte, Aktionen und Performances ad-hoc und kurzfristig aufzubauen, sondern einen mobilen kulturell multifunktionalen Raum zu schaffen. Mit Unterkünften für 60 Personen und 4 Laderäumen schafft sie Raum für eine Künstlerinitiative, die sich unter anderem aus „Radio Subcom“ und „Fritz deutschlanD“ entwickelt hat. Das Gründungskollektiv (Urs und Claudia Blaser, Rene Römert, Antonia Neubacher, Armin Medosch, Christian Jost) benennt das mobile internationale Projekt „Kunst.Raum.Schiff Stubnitz“. Arbeitslos gewordene Seeleute unterstützten durch staatliche Arbeitsförderung dieses Vorhaben. An Bord entstehen erste Kunstprojekte. Nach technischer Beurteilung, Dockung und Probefahrt erhält der Trawler eine vorläufige Fahrerlaubnis als Frachtschiff.
Die ersten Reisen als Kulturschiff
1994: Eine erfolgreiche dreimonatige Reise mit kulturellen Aktivitäten und Stationen in Stralsund, St. Petersburg, Malmö und Hamburg endet vorerst in Rostock. Videos der Jahre 1992–1994 und der ersten öffentlichen Aktivitäten werden archiviert. Weitere Projekte sind aus Kostengründen nicht möglich und die Gründer gehen von Bord.
1995–1997: Einer der Initiatoren, Urs Blaser „Blo“ reorganisiert das Projekt, zuerst durch Mietverhältnisse mit dem Sequester, dann durch Liquidation und Besitzerwechsel in gemeinnützige Vereine. Die Kosten für das Schiff werden durch Musikveranstaltungen und ehrenamtliche Arbeit gedeckt. Kulturschaffende aus lokalen und internationalen Kontexten prägen diese Zeit der Stubnitz in Rostock, die sich zu einem Kristallisationspunkt der alternativen Kulturszene der 90er Jahre entwickelt. Ab 1992 liegt ein umfangreiches digitales Pressearchiv an Bord vor. Die Kulturstiftung des Bundes erwähnt die Stubnitz ausführlich in einer Studie zum kulturellen Wandel in den neuen Bundesländern. Erste Musikprojekte werden live dokumentiert und digital archiviert. Ab 1997 erscheinen erste Releases diverser Live-Aufnahmen.
1998–2001: Die Einladung der Kulturhauptstadt Stockholm führt 1998 zur Umsetzung eines Industrial-Music-Festivals an Bord. Mit Unterstützung des Deutschen Schifffahrtsmuseums sowie öffentlicher Förderung und Spenden wird die Überführungserlaubnis nach Stockholm erreicht. Behördlich gibt es allerdings einige Schwierigkeiten, das Projekt pendelte in Stockholm zwischen Veranstaltungsverbot für tanzbare Live-Musik, Veranstaltungserlaubnis und Ausschankverbot von importiertem Rostocker-Pils. Programmatisch ist Stockholm ein Erfolg, finanziell gestaltet es sich schwierig. Zwei Jahre später ermöglichen technische Anpassungen und eine Einladung des Deutschen Katholikentags die Überführung nach Hamburg und Lübeck. 2001 erfüllt sie alle Anforderungen an ein Frachtschiff, erhält reguläre Fahrterlaubnisse und wird von der Europäischen Kulturhauptstadt Rotterdam eingeladen. Knapp über 1.000 Musik-Dokumentationen aus Rostock, Stockholm, Hamburg, Lübeck und Rotterdam werden in vier Jahren produziert und digital archiviert. Ab 2001 erscheinen weitere Releases unter dem Label „Plattenfroster“.
Die Stubnitz als Denkmal und kulturelle Institution
Ab 2002 prägt der neue Nutzungszweck das Leben an Bord. Die Hansestadt Rostock ehrt Urs Blaser für die internationale und innovative Jugendkulturarbeit des Projekts mit dem Kulturpreis des Jahres. 2003 wird die Stubnitz aufgrund ihrer Bedeutung für die deutsche Schifffahrtsgeschichte in die Denkmalliste eingetragen. Das Deutsche Schifffahrtsmuseum Bremerhaven betont den kulturhistorischen Wert des aktiven Schiffs, das nicht nur technische Zusammenhänge bewahrt, sondern auch den Funktionserhalt ermöglicht. Der Einsatz ehrenamtlicher Besatzungsmitglieder spielt dabei eine entscheidende Rolle.
2002–2007: Die Stubnitz agiert mit Winterprojekten in Rostock und gastiert in Hafenstädten wie Hamburg, Brügge, Amsterdam, Stettin, Riga, Kopenhagen, Newcastle, Dünkirchen. In Zusammenarbeit mit kulturellen Organisationen entstehen internationale Musik- und Performance-Projekte. In der Kulturwerkstatt werden an Bord Veranstaltungskaufleute und Techniker:innen ausgebildet, Live-Projekte dokumentiert und 1.670 Musikdokumentationen digital archiviert.
Transformation der Rahmenbedingungen
2007–2012: Die städtebaulichen Entwicklungen in den Hafenstädten Europas dezimieren zentrumsnahe Liegeplätze für Seeschiffe. Der Schiffsbetrieb wird mit industriellen Zertifizierungen für das Safety- und Security-Management immer komplizierter. Die Schiffsbetriebskosten steigen überproportional. Regulierungen öffentlicher Veranstaltungen werden von Region zu Region immer unterschiedlicher, Kulturförderungen begrenzen sich zunehmend auf die Pflege des jeweiligen regionalen kulturellen Erbes; neben der kulturellen Arbeit wird der kommerzielle Erfolg immer wichtiger.
Das Schiff kämpft mit rückläufiger Kulturförderung in Rostock. Über 30 Überführungen zwischen Städten wie Amsterdam, Hamburg, Kopenhagen, Nykoebing, Stralsund, Aalborg, Wilhelmshaven, Aarhus, Bremen und London sichern das finanzielle Überleben und prägen das Bordleben. Die kürzeren Projektzeiträume in Rostock belasten dort das politische Wohlwollen zusätzlich. 1.300 dokumentierte Performances und 225.000 Besucher:innen markieren eine Leistungsgrenze des weitgehend ehrenamtlichen Betriebes. Eine kommerzielle Veranstaltungsperiode in Amsterdam mit 33.000 Besucher:innen finanziert die technische Instandhaltung im Frühsommer 2009. In der zweiten Hälfte 2009 gehen die beiden wichtigsten Spielorte — Amsterdam und Kopenhagen — aufgrund örtlicher Sicherheitsbestimmungen verloren. 2011 kommt das Schiff substanziell mehr und mehr unter Druck, der Rostocker Stadthafen droht - nicht nur für die Stubnitz - zum Haifischbecken für seine Traditionsschiffe zu werden.
Ports of Call
Häfen - Deutschland 1994 ‒ 2014
Ostseeraum | |
---|---|
Rostock |
2011 2010 2009 2008 2007 2006 2006/05 2005 2005‒04 2004‒03 2003 2003‒02 2002‒01 2001‒00 2000‒1998 1998‒94 1994‒02 |
Stralsund | 2009 |
Lübeck | 2000 |
Nordseeraum | |
---|---|
Hamburg |
2014 2013 2011‒10 2010 2009 2007 2006 2003 2001 2000 1994 |
Wilhelmshaven |
2012 2009 |
Bremen | 2012 |
Europäische Nachbarländer 1994 ‒ 2014
Nordseeraum | |
---|---|
Frankreich | |
Dünkirchen |
2013 2005 |
Großbritanien | |
London | 2012 |
Newcastle upon Tyne | 2005 |
Niederlande | |
Amsterdam |
2009 2009‒08 2008 2007 2005 2002 |
Rotterdam |
2005 2001 |
Belgien | |
Brügge | 2002 |
Herausforderungen und Neuausrichtung des Projektes
2012: Zum Jahresanfang zerschlägt sich eine zweijährige und umsichtige Bemühung des Aufbaus einer größeren Partnerschaft mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Berlin für den Erhalt des Denkmalschiffes an einer fehlenden Kofinanzierung vom Land Mecklenburg-Vorpommern. Eine Denkmalförderung durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) ist zu dieser Zeit für mobile Denkmäler noch ausgeschlossen. Für überregionale Förderungen fehlte jeder politische Wille, weswegen die Stubnitz im Frühjahr aufbricht, um entweder einen neuen Standort mit Perspektive zu finden oder die verbleibende Fahrterlaubnis zu nutzen, um das Projekt abwickeln zu können.
Auf der ersten Station, in Bremen, erweist sich ein neu geschaffener maritimer Standort als erfolgreich, dieser kann aber aufgrund eines Hotelneubauprojekts perspektivisch nicht weiterverfolgt werden. In Hamburg hat die Stubnitz immer Liegeplätze für temporäre Projekte erhalten, in jüngerer Zeit auch im Gebiet der sich zu entwickelnden HafenCity. Ein Liegeplatz für einen permanenten Standort ist jedoch nicht absehbar. Im Vorlauf der Olympischen Sommerspiele in London folgt die Stubnitz einer Einladung in die Royal Docks für das Musikfestival „Bloc“, welches im Fiasko endet: Es wird vom Publikum überrannt, muss evakuiert werden und endet vorzeitig im organisatorischen Chaos. Mit dem Konkurs des Festivals und den damit ausbleibenden Einnahmen für die Stubnitz, bleibt die Rückfahrt unfinanziert. Während der Sommerspiele überlebt das Schiff als Hotel, danach folgen kulturelle Aktivitäten bis in das Jahr 2013 in Canary Wharf (West India Docks). Zukünftige Perspektiven sind jedoch auch dort wegen städtebaulicher Entwicklung nicht mehr realisierbar. Das Schiff erhält in dieser Zeit viel positive öffentliche Wahrnehmung, selbst das renommierte US-Magazin „PowerShips“ würdigt die Stubnitz als aktives Denkmalschiff.
2013 markiert einen Wendepunkt. Das „Deutsche Seearbeits-Organisationsgesetz“ tritt in Kraft, was dem Schiff vor allem im internationalen Kontext einen zertifizierungspflichtigen Betrieb auferlegt. Das ehrenamtlich betriebene Projekt stößt damit an gesetzliche Grenzen — ihr weiterer Betrieb als mobiles und öffentlich zugängliches Kultur- und Denkmalschiff ist ohne Finanzierung einer beruflichen Mindestbesatzung nicht mehr realisierbar. Dies ist auch eine der Problemlagen für einen möglichen Standort in Dünkirchen, wo zusammen mit der Region Pas-de-Calais im Frühjahr dennoch eine erfolgreiche kulturelle Kooperation gelingt. In diese Zeit fällt ein Angebot der HafenCity Hamburg GmbH für einen langfristigen Standort in der HafenCity ab Eröffnung der Baakenhafenbrücke. Am 5. August trifft die Stubnitz aus Frankreich ein. Die Projekte in Bremen, London und Dünkirchen waren strapaziös und internationale Fahrtziele werden vorerst auf Eis gelegt. Im Oktober erhält das Schiff den neu gegründeten Spielstättenprogrammpreis der Bundesregierung als "Spielstätte des Jahres 2013" (seit 2015 bekannt als "APPLAUS", die Auszeichnung der Programmplanung unabhängiger Spielstätten"). Die Stubnitz wird in diesem Jahr auch in Hamburg als Einzeldenkmal gelistet.
2014–2016: Im Jahr 2014 gibt es in Hamburg noch keine Standortsicherheit. Für eine Wasser-rechtliche Genehmigung auf der Elbe ist eine zusätzliche Festmachersicherheit Bedingung. Ein Zeitfenster für eine neu geschaffene 100%-Finanzierung für denkmalgerechte Instandsetzungen mobiler (maritimer) Denkmäler, von der andere große Denkmalschiffe profitieren können, bleibt unter diesen Vorzeichen außer Reichweite. Die 2014 anstehende 10. Klasseerneuerung wird deshalb zur großen Herausforderung. Der Besitzer des Hamburger Musikclubs Knust bietet dem Projekt ein größeres Darlehen für die Anzahlung der Dockung an. Um dessen Risiko zu sichern, wird eine große Crowdfunding-Kampagne aufgebaut. Mit genanntem Darlehen, der erfolgreichen Spendenkampagne und einem weiteren Darlehen der Hamburger Clubstiftung gelingt die Klasseerneuerung am Ende doch noch. Das 50. Jubiläum des Schiffes (Baujahr 1964) gehört den Supporter:innen!
Eine befristete wasserrechtliche Genehmigung erfolgt Ende 2014 mit der Auflage, zwei neue automatische Mooring- bzw. Verholwinden anzubringen. Der große Aufwand hierfür mit Planung, Beschaffung, Aufbau und Genehmigung wird Mitte 2015 mit der Endabnahme erfolgreich abgeschlossen, so dass die Entfristung der wasserrechtlichen Genehmigung und damit eine langfristige Standortsicherheit in Hamburg seit 2016 gegeben ist.
Auf dieser Basis kann nun an der Koordinierung eines Haushaltstitels für eine denkmalgerechte Instandsetzung mit Mitteln des Sonderprogramms Denkmalschutz des Bundes gearbeitet werden. Die Bemühungen hierfür werden im November 2016 mit einem Beschluss des Bundeshaushaltsausschusses und der Bewilligung einer Kofinanzierung aus dem Sanierungsfonds Hamburg honoriert.
2017–2018: Die Abstimmung des Zuwendungsverfahrens rückt 2017 in den Vordergrund. Parallel dazu droht von anderer Seite neues Ungemach, welches die Instandhaltung grundsätzlich in Frage stellen kann: Durch eine Betriebsprüfung der Jahre 2012 bis 2014 und 2015 bis 2017, einer massiven Zuschätzung für diese Zeiträume und dem Entzug der Gemeinnützigkeit ab 2012 durch das Finanzamt Rostock, geraten die gerade neu gewonnenen Perspektiven abermals unter Druck. Es folgt ab August 2017 ein langwieriger Rechtsstreit, bei dem erst über ein Jahr später der Erhalt der Gemeinnützigkeit und ein Abschluss des Verfahrens 2019 absehbar werden.
Weitere Ereignisse sind die Teilnahme am Hamburger Hafengeburtstag mit einer Gästefahrt sowie einer klasserelevanten Untersuchung des Unterwasserschiffes mit Taucher:innen in Kiel. Am Ende des Jahres 2017 wird das Projekt mit den Programmpreis APPLAUS für kulturell herausragendes Live-Musikprogramm ausgezeichnet 2018 gehen die Vorbereitungen für die Instandhaltungssphase zügig voran: Vorangebracht werden ein Raumbuch aller Räumlichkeiten an Bord, eine Stellungnahme aus schifffahrtshistorischer Perspektive für die Restaurierungsziele, Leistungsbeschreibungen, eine vergaberechtliche Planung und eine begleitende schiffbaufachliche Prüfung. Zum Jahresende erhält das Projekt abermals den Programmpreis APPLAUS.
2019–2021: Der intensive Vorlauf und die Vergangenheitsbewältigung der letzten Jahre zahlen sich in ersten Teilen aus. Denkmalrechtliche und schiffbaufachliche Genehmigungen des Leistungsverzeichnisses entwickeln sich weiter bis zum Zuwendungsbescheid: Mit Hilfe von Denkmalfördermitteln des Bundes, der Freien und Hansestadt Hamburg, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Stiftung Denkmalpflege Hamburg sowie weiteren maßgeblichen Drittmitteln durch Supporter:innen können wesentliche und endlich tiefgreifendere Instandsetzungsmaßnahmen realisiert werden. Wieder waren es die vielen Freund:innen und Handwerker:innen, die diese lange Instandhaltungsphase inklusive 11. Dockung und Klassifizierung als Seeschiff zum Erfolg gebracht haben. Eine Broschüre dokumentiert die Maßnahmen bebildert, außerdem gibt es die Video-Serie „Rust Never Sleeps“. Die Stadtbrache und Dauerbaustelle HafenCity Hamburg verändert sich, Ende 2019 beziehen die ersten Bewohner:innen gegenüber der Stubnitz ihre Wohnungen. Im März 2020 folgen Lockdowns im Zuge der Coronapandemie. Die nach wie vor arbeitende Mediacrew schaltet von Liveshows auf Stream um, woraus eine zweiwöchentliche Sendung, „Plattenfroster Television“ entsteht. Die Sendung bietet eine öffentlichkeitswirksame Bühne für 119 Musiker:innen in 55 Live-Projekten und Bands. Insgesamt 33 Folgen bis Oktober 2021 ermöglichen, mit rund 100 Gesprächspartner:innen über die Herausforderungen von Artists, Venues und der Grassroots-Musikbranche zu diskutieren. Aus dem bis dato auf über 7.000 Aufnahmen gewachsenen Konzertarchiv werden einige Selects ausgespielt. Mit Wiederaufnahme des Veranstaltungsbetriebes wird das Projekt mit zahlreichen Lärmbeschwerden der zugezogenen Nachbar:innen konfrontiert.
Ende 2021 findet das große Instandsetzungssprojekt nach über 2 Jahren intensiver Bautätigkeit seinen erfolgreichen Abschluss und führt gleichzeitig zu einer Zäsur: Der Gründer und Leiter des Kultur.Raumschiff Stubnitz — Blo — geht nach 30 Jahren Arbeit für das Schiff von Bord. Er bleibt der Stubnitz mit seinem Wissen und Knowhow beratend erhalten.
2022–2024: Corona, Kriege und Preissteigerungen der aktuellen Zeit verändern die Musikkulturwelt stark. Grassroots-Kultur, Non-Mainstream-Venues und Artists stehen unter massivem Druck. Die Stubnitz gewinnt zum 4. Mal den Applaus Preis für bestes Live-Musikprogramm. Jedoch setzen die zahlreichen nächtlichen Lärmbeschwerden der Crew schwer zu, die sich deshalb zeitgleich zum postpandemischen Existenzkampf um einen neuen Liegeplatz bemüht. Im Februar 2023 zeichnet sich eine neue Perspektive ab, Hamburgs Politik bekennt sich deutlich zum Kulturort Stubnitz mit dem Willen, zügig einen neuen Standort zu finden. Zwei umfangreiche Artist-Residency-Phasen in Kooperation mit Piranha Arts/Boutique Foundation (Berlin) und dem Nyege Nyege Kollektiv (Kampala) finden statt; „Afropollination“ gefördert durch den TURN2 Fund der Kulturstiftung des Bundes. Im September 2023 zieht das Projekt einige hundert Meter östlich an die Hamburger Elbbrücken, da sich dort zur Zeit noch keine Wohnungen in unmittelbarer Nachbarschaft befinden. Ein Interimsplatz, der bis Ende 2026 kulturelle Zukunft verspricht. Nach knapp drei Dekaden Medienproduktion stellt die Mediacrew im Laufe des Augusts bis auf Weiteres die Videodokumentation der Konzerte ein, um Ressourcen freizuspielen. Wieder gelingt die Bewerbung um Förderung für das Industriedenkmal, Zusagen von BKM Bund und der Bürgerschaft Hamburg ermöglichen die Fortsetzung der Instandhaltungsphase 2019–2021. Wieder lautet das Ziel, dass die Stubnitz mit der sogenannten Klasseerneuerung in 2024 weitere fünf Jahre als Seeschiff klassifiziert und zugelassen bleibt und somit als Kultur.Raumschiff veranstalten kann. Die Spendenkampagne für Dritt- und Eigenmittel beginnt im Dezember 2023, die Arbeiten an Bord beginnen im Januar 2024. Der Kulturbetrieb bleibt selbstverständlich währenddessen erhalten.
Für die weitere Zukunft stellt sich die Herausforderung einer möglichen dritten Transformation, welche Fragen über maßgebliche Finanzierungs- und Strukturmaßnahmen beinhalten.
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